Arendsee statt Baikalsee - die erste Woche



Sonntag; 21. Juni 2020

 

Heute brechen wir zu unserer Radtour durch die Altmark auf. Startpunkt ist die Stadt Stendal. Unter Einhaltung der Hygienevorschriften fahren wir mit dem Zug über Erfurt und Magdeburg in die alte Hansestadt. Der Stendaler Bahnhof ist an sich schon eine Sehenswürdigkeit. Insbesondere der alte Tunnel, der die Gleise verbindet hat es uns angetan. Bei all der Pracht aus vergangenen Epochen verschmerzen wir gern, dass wir mangels Aufzug unsere Fahrräder abladen und Gepäck und Räder treppab und wieder treppauf schleppen müssen.

Anschließend besuchen wir das Winckelmann-Museum. Johann Joachim Winckelmann wurde 1717 in Stendal geboren und gilt als Begründer der Klassischen Archäologie als kunsthistorischer Wissenschaft und bedeutendem Vertreter des Klassizismus.

Die Ausstellung ist auch für Nicht-Kulturhistoriker interessant.

Im Eiscafe am Markt gibt es einen leckeren Eisbecher, allerdings müssen wir unsere Kontaktdaten hinterlassen.

Im Anschluss machen wir uns auf den Weg zum Campingplatz „Wischer“. Das ist ein schöner naturbelassener Zeltplatz mit netten Betreibern. Nur das Abfallmanagement ist ein wenig merkwürdig: Immer um 16:00 Uhr muss man sich am Müllplatz einfinden, seinen Müll präsentieren und richtig einsortieren. Das haben wir so noch nicht erlebt.

Nach Zeltaufbau und Besichtigungsrunde gibt es Abendbrot im platzeigenen Restaurant.


Montag, 22.Juni 2020

Noch vor dem Frühstück ist Uta heute ziemlich heldenhaft. Sie überwindet den inneren Schweinehund und geht zum See um die Fische und Wasservögel zu wecken.

Ich kann leider nicht mitgehen, weil ich den Brötchenboten, der uns die bestellten Backwaren ans Zelt bringt, erwarten muss.

Nach dem Frühstück fahren wir mit leichtem Gepäck nach Stendal um uns die Stadt anzusehen. Wir besuchen die beiden bekannten Stadttore. In einem wird ein alter Pferdebahnwagen ausgestellt. Der Betrieb der Stendaler Pferdebahn wurde 1926 eingestellt. Damit war sie die letzte betriebene Pferdebahn Deutschlands.

Das Angebot der Stadtinformation ist nicht sehr ergiebig und so bummeln wir durch die Straßen der Stadt, werfen einen Blick in den Dom und kehren in ein vietnamesisches Restaurant zum Mittag ein. Später radeln wir zurück zum Zeltplatz (ca 10 km) und genießen noch ein erfrischendes Bad im See.

Anschließend wandern wir noch um den See. Es gibt viele kleine Buchten uns Inselchen. Nach dem Abendbrot, welches wir heute vor unserem Zelt einnehmen, lassen wir den Tag bei zwei gekühlten Getränken ausklingen.


 Dienstag, 23. Juni 2020

Tag 1 Altmarkrundkurs: Campingplatz Wischer -Stendal – Tangerhütte – Lüderitz

 

Nun geht es so richtig los mit unserer Radtour: Altmarkrundkurs. Das Wetter ist sommerlich und gerade noch aushaltbar bei ungefähr 26 °C. Für einen Sonnenbrand reicht es trotz Sonnenschutzcreme trotzdem.

Eine Pause legen wir in Tangerhütte ein. Leider kann man die gastronomischen Angebote vergessen. Dafür gefällt uns der Stadtpark. Der Fabrikant der ortsansässigen Eisenhütte hat ab 1873 einen schön angelegten Landschaftspark gestalten lassen. Besonders reizvoll ist der weiß gestrichene Kunstgusspavillon, der 1889 zur Weltausstellung neben dem Eifelturm in Paris aufgebaut war und der sogar mit einer Goldmedaille prämiert wurde. Schade dass die beiden Schlösser nicht wirklich saniert und genutzt werden.

Unser Zelt schlagen wir neben den Freibad in Lüderitz auf. Wir dürfen die Sanitäranlagen des Schwimmbades mit benutzen. Wir bekommen den Schlüssel für das Freibad. Kaum zu glauben.

Den Tag lassen wir im schönen Freibad von Lüderitz ausklingen.

 

Camping Wischer bei Stendal: https://www.wa-ca-wi.de/camping/

 

Plus:

  • hat Lieblingscampingplatzpotential
  • naturbelassen, sauber

  • super Bademöglichkeit am See

  • Brötchenservice bis ans Zelt (haben wir noch nie erlebt)

  • Restaurant ohne Ruhetag

  • sehr nette neue Betreiber

  • preislich angemessen

 Minus:

  • keine Waschmaschine (haben keine gebraucht)

  • kein WLAN und mäßige Mobilfunkversorgung

Tageskilometer: 55,25


 Mittwoch, 24.Juni 2020

Tag 2 Altmarkrundkurs: Lüderitz – Kloster Neuendorf – Hansestadt Gardelegen

 

Wir frühstücken auf der Terrasse des Imbisses im noch geschlossenen Freibad in Lüderitz. Ist schon ein komisches Gefühl: Wir alleine im noch geschlossenen Freibad bei herrlichen Sommerwetter. Später kommt noch der nette Schwimmmeister und wir sind die Schlüsselgewalt über das Freibad wieder los.

Dann radeln wir wieder los. Unterwegs fahren wir noch einen Abstecher nach Wittenmoor mit einen Gutshaus und einen denkmalgeschützten Taubenhaus.

Gefühlt hat hier fast jedes Dorf noch ein Gutshaus von der Ruine bis schön saniert und genutzt.

Andere Radfahrer begegnen uns nicht. Dabei ist der Altmarkrundkurs bis jetzt sehr gut ausgeschildert und hat eine abwechslungsreiche Landschaft zu bieten. Alle Wege sind bis jetzt gut bis sehr gut mit den beladenen Tourenrädern befahrbar. Ausnahme sind die vielen Ortsdurchfahrten mit Kopfsteinpflaster, was für das Fahrrad, wie den Fahrer eine Tortur ist. Zum Glück kann man meistens auf den Fußweg ausweichen.

Unterwegs überrascht uns noch unerwarteterweise ein Bäckerwagen. Die Gelegenheit nutzen wir gerne.

Im Kloster Neuendorf legen wir noch eine Rast ein und besichtigen die Kirche und die Reste des Klosters.

In Gardelegen haben wir am Markt ein Hotelzimmer gemietet.

Nach einer Stärkung mit einem leckeren Eis bummeln wir durch die Wallanlagen mit ihren langen Lindenalleen,  schauen uns das Salzwedeler Tor an und freuen uns über den schönen Rosengarten.

Den Abend lassen wir im urigen Fischerhof Gahrns ausklingen und schlendern noch zum Hotel zurück. Dabei mussten wir natürlich Otto Reutter (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Reutter) noch guten Abend sagen. Er ist in Gardelegen geboren.

 

Tageskilometer: 43,20 km


Donnerstag, 25.Juni 2020

Tag 3 Hansestadt Gardelegen - Zichtau - Klötze – Kunrau – Neuferchau

 

Da es wegen der Situation kein Frühstücksbuffet gab, konnten wir uns aus den Resten unseres Frühstückstellers noch ein paar Brötchen zum Mitnehmen schmieren. Dann machen wir uns auf den Weg. Bevor wir die drittgrößte Stadt Deutschlands verlassen (Ja, Gardelegen ist nach Berlin und Hamburg die drittgrößte Stadt Deutschlands. Das wissen viele gar nicht) besuchen wir noch das ehemalige Klühssche Anwesen in der Stendaler Straße 82. Eine Bonzetafel finden wir allerdings nicht.

Nahe Zichtau nutzen wir die Wassertretstelle um gleich noch etwas für unsere Gesundheit zu tun. Der Platz ist liebevoll hergerichtet. Mit Sitzgelegenheit und Blumen.

Wenige Kilometer weiter gibt es die nächste Stelle zum Wassertreten (Altmärkische Schweiz) . Auch diese müssen wir natürlich ausprobieren.

Bezüglich des Radweges müssen wir heute leider feststellen, dass die Qualität doch ein wenig zu wünschen übrig lässt. Neben dem elenden Kopfsteinpflaster gibt es heute auch sandige Passagen, die das Vorwärtskommen mit unseren bepackten Räder doch etwas schwierig machen.

Hinter Klötze passieren wir dann Teile des Drömling. Diese Landschaft ist hier durch ausgedehnte Feuchtwiesen geprägt.

Dann begegnen wir auch noch dem Eichenprozessionsspinner, einem lästigen Insekt, dessen Raupen bei Berührung zu heftigen allergischen Reaktionen führen können. Mit Schilder wird immer wieder vor dem Kontakt gewarnt.

In Kunrau werfen wir einen Blick auf das Schloss und den zugehörigen Park. Von dort ist es nicht mehr weit bis Neuferchau. Hier haben wir eine Übernachtung im Landhaus Birkenmoor gebucht. Eine Zeltplatzalternative gibt es leider nicht. Wir lassen wir den Tag bei einem gepflegten Abendessen auf der Terrasse ausklingen.

 

Tageskilometer: 59,23 km


Freitag, 26.Juni 2020

 

Tag 4 Neuferchau - Kunrau - Jübar - Diesdorf - Dähre

 

Im Landhaus Birkenmoor gibt es wie verabredet, um 8 Uhr Frühstück. Ein Buffet ist natürlich auch heute nicht aufgebaut und so müssen wir die Reste unserer reichlichen Frühstücksteller auch heute wieder mitnehmen.

Aufgrund der Hitze haben wir uns für eine kurze Etappe entschieden. Der Weg führt glücklicherweise zum großen Teil durch Wälder, wo das Fahren doch erheblich angenehmer ist.

In Diesdorf besichtigen wir das bekannte Freilichtmuseum. Dieses gibt es bereits seit 1911 und ist wohl somit das älteste seiner Art. Die kleinen Bauergärtchen haben es Uta besonders angetan. Warum der sehr freundliche Museumsmitarbeiter allerdings mit großer Hingabe immer wieder die Türrahmen desinfiziert, erschließt sich uns nicht.

Im Museumscafe gibt es Schwedische Apfeltorte und leckere Getränke aus der Region.

Nun sind es nur 5 km bis zu unserem Tagesziel, dem Campingplatz am Waldbad Dähre.

Hier werden wir sogar vom Bürgermeister des Ortes begrüßt. Der ist nämlich nicht nur Bürgermeister sondern auch Schwimmbadchef.

Beinahe hätten wir dann unser Zelt neben das Nest des Eichenprozessionsspinners aufgebaut. Aber unser geübter Blick hatte die Gefahr erkannt. Der Chef sprüht gleich mal Sprühkleber drauf. Fertig.

Dann nutzen wir natürlich auch noch das herrliche 50-Meter-Schwimmbecken.

Abendbrot gibt es auf der Decke vor dem Zelt.

 

Tageskilometer: 43,47 km


Samstag, 27.Juni 2020

 

Tag 5 Dähre – Ellenberg – Wallstawe – Tylsen – Salzwedel

 

Nach dem Frühstück verlassen wir den Campingplatz am Schwimmbad in Dähre. Über altmärker Straßen geht es mal geschmeidig über neu betonierten Belag, meist aber über Buckelpflaster, Sandwege oder holprigen Plattenbelag. Die Sonne scheint heute wieder gnadenlos. Das Thermometer zeigt 30° C. So ist uns jeder Baumbestand, der ein wenig Schatten spendet, willkommen. Oft passieren wir in den Dörfern sehenswerte alte Feldsteinkirchen.

Auch wenn es nur 24 km sind, wollen wir heute in Salzwedel Quartier nehmen. Einen Zeltplatz gibt es nicht. Deshalb haben wir uns schon gestern eine kleine Ferienwohnung gebucht. Gegen 12 Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel. Die Unterkunft übertrifft all unsere Erwartungen. Schlafzimmer, Wohnküche und Bad, mit Blick in einen wunderschönen Garten. Wunderbar. Schade, dass wir nur eine Nacht bleiben.

Später machen wir uns in Salzwedel auf die Suche nach dem weltbekannten Baumkuchen. Im Cafe Kruse werden wir fündig. Das Ganze ist natürlich eine ziemliche Touristenfalle, der Baumkuchen schmeckt aber lecker und lässt nichts zu wünschen übrig. Dann folgt Kultur: Wir besuchen das Johann-Friedrich-Danneil-Museum. Hier geht es um Archäologie, Geschichte der Altmark und natürlich auch um Salzwedel. Wir sind die einzigen Gäste. Damit ist die Gefahr der Virenübertragung relativ gering. Wir bummeln weiter durch die Stadt mit ihren Fachwerkhäusern, die zum Teil sehr schön renoviert sind. Leider gibt es auch viele geschlossene Geschäfte deren Ladenflächen zum Verkauf oder zur Vermietung stehen. Das Jenny-Marx-Geburtshaus können wir leider nicht besuchen. Es ist situationsbedingt noch geschlossen.

Für 17 Uhr haben wir zwei Plätze im sehr empfehlenswerten Restaurant „heimart“ reserviert. Auch hier werden wir nicht enttäuscht. Das Menü ist sehr lecker. Das Lokal befindet sich im Gebäude der ehemaligen Mädchenschule der Stadt und ist von außen nicht ohne weiteres zu finden. Also ein echter Geheimtipp.

Morgen wollen wir den Arendsee erreichen. Der Wetterbericht sagt nur 22°C voraus. Das wäre natürlich wesentlich erholsamer als heute.

 

Tageskilometer: 24 km


Sonntag, 28. Juni 2020

 

Tag 6 Salzwedel – Ribau – Mechau – Kaulitz- Arendsee

 

Als wir heute in Salzwedel starten, ist tatsächlich etwas „kühler“ als gestern. Es weht eine leichte Brise und ein paar Regentropfen fallen auch. In der Fernen sehen wir aber auch größere Regenwolken vorbeiziehen.

Direkt am Arendsee kehren wir in einem Lokal zu einem Imbiss ein. Süßkartoffelpommes mit verschiedenen Dipps. Lecker.

Dann erreichen wir auch bald den Campingplatz. Hier war ich Ende der 70iger Jahre schon einmal. Ich muss sagen, dass sich nicht allzu viel verändert hat. Auch den „Konsum“ gibt es noch. Der Platz ist okay aber das gewisse Flair fehlt. Nach dem Zeltaufbau inspizieren wir den Platz und die nähere Umgebung. Am Landeplatz der „Queen des Arendsees“ stellen wir fest, dass der Fahrplan sehr ausgedünnt wurde. Es gibt nur eine Rundfahrt jeweils um 15 Uhr wegen fehlender Fahrgäste. Das werden wir wohl morgen nicht schaffen.

Anschließend laufen wir noch durch den Ort Arendsee. Wir besichtigen auch das Gustaf-Nagel-Areal. Er galt als Lebensreformer, Wanderprediger und erster Hippie.

Abendessen gibt im Außenbereich vom Hotel „Deutsches Haus“. Hier schleicht die restauranteigene Katze um die Tische. Offensichtlich will sie sich so den einen oder anderen Happen erschnorren.

Großes Drama am Rande: Utas Radfahrhose ist defekt. Da muss morgen unbedingt eine Lösung gefunden werden. Einige vietnamesische Nähshops haben wir auf der Hauptstraße in Arendsee schon entdeckt.

 

Tageskilometer: 30,9 km