Unser Urlaubstagebuch

Mit dem Fahrrad durch die Niederlande

2. Woche


Montag, 2. September 2019

Niederweert-Eind – Eindhoven - Best

 

Der Tag beginnt mit einem schönen Frühstück. Dazu gibt es typisch niederländische Zutaten: Schokostreusel auf Butterbrötchen. Das essen die Holländer nämlich immer zum Frühstück, genauso, wie die Deutschen immer Eisbein essen. Der Platz-Chef schenkt uns zu Erinnerung noch ein kleines Taschenlämpchen, weil wir wahrscheinlich so angenehme Gäste waren. Dann suchen wir den nächsten Knotenpunkt und fahren wieder durch ausgedehnte landwirtschaftliche Flachen, später auch durch Heidelandschaft und immer wieder durch endlose Eichenalleen,

 

Mittag gibt’s in Mierlo.

 

Am Eindhovenschen Kanaal geht es in die Stadt Eindhoven. Trotz Warnung fahren wir direkt durch das Stadtzentrum und geraten so wieder in den Fahrradberufsverkehr. Als wir die Stadt wieder verlassen geht die Uhr sehr bedenklich auf 19:00 Uhr zu. Es muss also schleunigst ein Schlafplatz her. Den finden wir dann auch auf einem Mini-Camping in Best. Unser Zelt steht unmittelbar an der Pferdekoppel. In Ermangelung eines Abendessens müssen wir auf die „Eiserne Ration“ aus der Packtasche zurückgreifen.

 

Etappenlänge: 80,32

Gesamt: 433,50 km

Dienstag, 3. September 2019

Best - Oirschot - Alphen - Rijsbergen

 

Vrienden op de Fiets

 

Wegen fehlender Ressourcen (Sitzgelegenheit und Brötchen) brechen wir heute mal wieder ohne Frühstück auf. Aber schon nach wenigen Kilometern erreichen wir Oirschot und da ist heute Markttag und ein Bäcker hat auch geöffnet, bei dem wir uns stärken können.

 

Lange Strecken radeln wir durch Wälder und Alleen. Das ist auch gut so, denn so sind wir ein wenig vor dem bösen niederländischen Wind geschützt, der heute ziemlich präsent ist.

 

Gegen Mittag erreichen wir Alphen, wo wir bei einem zünftigen Nudelmittag den Entschluss fassen, die kommende Nacht in einer festen Unterkunft zu übernachten. Schließlich sind wir ja Mitglieder der Organisation „Vrienden op de Fiets“ (Freunde des Fahrrads) und als solche haben wir die Möglichkeit landesweit angebotene günstige Unterkünfte zu nutzen. (Ähnlich dem bei uns bekannten „Bed and Bike“). Allerdings ist „Vrienden op de Fiets“ nicht kommerziell, die Preise sind in der Regel überall gleich und ein Frühstück gibt’s auch. So rufen wir Frau Bertha Haast in Rijsbergen an und avisieren unsere Ankunft für den späten Nachmittag.

 

Dank der modernen Navigationsmittel ist die Adresse schnell gefunden und der Empfang ist herzlich und unkompliziert. Wir beziehen ein Doppelzimmer mit eigenem Bad im Dachgeschoss. Frau Haast gibt uns noch einen Tipp fürs Abendessen und ihren Hausschlüssel und verabschiedet sich zu einem Bridge-Abend. Das Frühstück hat sie für 8 Uhr angekündigt. Da müssen wir uns wohl einen Wecker stellen.

 

Etappenlänge: 64,81 km

Gesamt: 498,31 km

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Artikel der Süddeutschen Zeitung zum Thema „Vrienden op de Fiets“
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Mittwoch, 4. September 2019

Rijsbergen – kleiner Abstecher über Belgien – Bergen op Zoom - Bath

 

Regen und Wind

 

Heute Morgen gibt es ein schönes Frühstück bei Frau Haast. Gestern haben wir erfahren, dass wir sie mit unserer luschigen 1300-Kilometer-Radtour bei weitem nicht beeindrucken können. Die rüstige Rentnerin hat noch vor wenigen Jahren mit dem Fahrrad halb Europa, Nordamerika und Neuseeland bereist. Auch die Überquerung der Rocky Mountains war dabei. Da können wir mit unserer Niederlandetour natürlich nicht mithalten.

Um 9 Uhr sind wir bereits wieder auf Fahrt. Wegen der herrschenden Temperaturen kommen heute erstmals wieder die langen Hosen zum Einsatz. Unterwegs queren wir dann die Grenze und setzen unsere Fahrt einige wenige Kilometer in Belgien fort.

Später gibt es in einer urigen Kneipe Mittag. Wir entscheiden uns wieder einmal für das niederländische Nationalgericht – Pfannkuchen, heute einmal mit Äpfeln. Lecker.

Leider müssen wir unsere Fahrt anschließend im Regen fortsetzen. Weiterhin macht Volkers Vorderrad ziemlich komische Geräusche. Wenn da mal nicht das Lager defekt ist. In weiser Voraussicht der Wetterlage, hatten wir uns während des Mittags bereits entschieden, wieder eine feste Unterkunft zu buchen. In Bath stand eine solche zur Verfügung und so kamen wir viel früher als geplant und völlig durchnässt dort an. Unser Zimmer war aufgrund unserer viel zu frühen Ankunft noch nicht fertig. Aber einen Tee mit echten Gartenkräutern zum Aufwärmen gab es schon mal und Duschen konnten wir auch.

Später zeigte sich dann auch noch einmal die Sonne und so versuchten wir die nassen Sachen zu trocknen. Die Schuhe werden wohl bis morgen nicht trocken sein.

Frisch geduscht und mit trockenen Sachen wagten wir dann gleich mal einen Blick über den Deich. Hier fahren die großen Schiffe vorbei, die von der Nordsee kommend, den Hafen in Antwerpen ansteuern.

 

Der Vermieter hat sich dann auch gleich mal meines Fahrradproblems angenommen und dem Fahrradmechaniker in Krabbendijke (Da fahren wir morgen vorbei) die Problematik geschildert und mein Kommen für morgen früh angekündigt. Hoffen wir mal, dass das klappt.

 

Etappenlänge: 61,91 km

Gesamt: 560,21

Donnerstag, 5. September 2019

Bath – Hansweert - Middelburg

 

Volkers neues Rad

 

Das Frühstück ist für uns vorbereitet. Unsere „Gasteltern“ haben das Haus schon verlassen, um ihrem Tageswerk nachzugehen. Wir hinterlassen den Schlüssel am vereinbarten Ort und radeln bei Wind und Regen in Richtung Krabbendijke. Der aufgezogene Regenbogen kann unsere Laune nur bedingt bessern. Regen bleibt nun mal Regen, ob mit Regenbogen oder ohne. Utas Schuhe sind noch nass vom gestrigen Regen und so bleibt ihr nichts weiter übrig, als in Sandalen bei mäßigen 16°C zu fahren.

In Krabbendijke sieht sich der Meister mein Fahrradproblem an, kann den Fehler auch lokalisieren. Eine passende neue Nabe hat er aber nicht vorrätig und so kann er mir nicht helfen. Mit knarrender Vorderachse fahren wir weiter bis Kruiningen. Hier finden wir zufällig einen riesigen Fahrradladen. Auch hier ist keine Nabe vorhanden. Der Mitarbeiter macht mir den Vorschlag, ein komplett neues Vorderrad aus einem vorhandenen fabrikneuen Fahrrad einzubauen. Die Idee finde ich gut und so komme ich zu einem neuen Rad, also zu einem neuen Vorderrad. Nach einer knappen Stunde ist der Umbau erledigt und wir können unsere Fahrt fortsetzen.

Der Wind ist heute wieder ziemlich fies und ab und zu regnet es auch wieder.

Zum Mittag gibt es in einen netten Café ein Süppchen und Apfelkuchen.

Hier buchen wir dann auch gleich einmal mit Hilfe des Tascheninternets eine Unterkunft für die kommende Nacht in Middelburg. Dieses mal ein B&B direkt im Zentrum der Stadt.

Unser Zimmer ist ganz passabel und befindet sich in einem über 300 Jahre altem Haus. Unsere Räder müssen wir aus Platzmangel vor dem Haus abstellen. Das ist nicht schön. Hoffen wir mal, dass sie morgen dort noch stehen.

 

Am Abend bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt und zum Abendessen gib's eine Fischplatte für Zwei, genau so hatte Uta sich das gewünscht.

 

Etappenlänge: 78,00 km

Gesamt: 638,21

Freitag, 6. September 2019

Middelburg - Vlissingen - Domburg

 

Endlich Rückenwind

 

Unser Quartier im Café Le Penseur (Der Denker) verlassen wir heute wieder.

Die Fahrräder haben die Nacht vor dem Haus unbeschadet überstanden. Das hatte mir ein wenig Sorgen gemacht. Im Café bekommen wir dann erst einmal unser Frühstück. Wir beschließen, den Vormittag noch in Middelburg zu verbringen. Unser Gepäck können wir noch in der Unterkunft stehen lassen.

Wir nehmen an einer kleinen Bootstour durch die Kanäle der Stadt teil und bekommen einiges Interessantes über den Ort erzählt. Immer wieder unterqueren wir Brücken, die teilweise so flach sind, dass wir uns auf Kommando tief hinunter beugen müssen, um nicht mit dem Kopf am Brückenkörper anzuschlagen.

Nach der Bootsfahrt besteigen wir den „Langen Jan“ über 205 Stufen und genießen die Aussicht über Middelburg.

Später schleichen wir noch durch alten Gassen und Höfe der Stadt. Der Ort ist wirklich sehenswert.

 

Gegen 13:30 Uhr packen wir unsere Räder und setzen unsere Fahrt fort. An einem Kanal entlang radeln wir nach Vlissingen. Von dort führt der Radweg unmittelbar am Wasser entlang, teilweise direkt auf den Dünenkopf und macht uns somit zu einem leichten Opfer für den bösen Wind. Über kurze Stücke müssen wir die Räder sogar schieben, um nicht vom Radweg geweht zu werden.

 

Ab Westkapelle ändert unser Weg dann die Richtung und wir profitieren (erstmals) vom Rückenwind. Der schiebt uns bis nach Domburg, wo wir auf einem kleinen Minicamping einen Platz, in einer halbwegs windgeschützten Ecke, finden. Die Bilder vom Platz gibt’s dann morgen.

 

Etappenlänge: 31,64 km

Gesamt: 669,85 km

Samstag, 7. September 2019

Domburg – Renesse - Goedereede

 

Nach dem Frühstück auf dem schönen Mini-Camping bei Domburg radeln wir entspannt durch Märchenwälder und Dünenlandschaften unserem nächsten Tagesziel (welchem auch immer) entgegen. Hinter Breezand gibt’s die erste Dammüberquerung. Der Damm riegelt das Veerse-Meer von der Nordsee ab. Dadurch ist es eigentlich kein Meer mehr, sondern ein See. Bald darauf folgt das Oosterschelde-Sperrwerk. Ein imposanter Bau, der das Hinterland bei Sturmflut schützen soll. Im Falle eines Falles werden die zahlreichen riesigen Tore einfach geschlossen. Bei dieser Überfahrt stört uns der Wind dann doch schon ein wenig mehr. Dass es noch schlimmer kommen soll, ahnen wir da noch nicht. In Burgh belohnen wir uns dann erst einmal mit dem Besuch einer historischen Bäckerei. Hier gibt es die köstlichsten Dinge. Zimtschnecken sind die Spezialität des Hauses. Wir nennen die Mahlzeit Mittagessen.

 

Weiter geht es entlang der Küste, vorbei an Dünen, durch Wälder und Orte, die ziemlich durch den Tourismus geprägt sind. Ab und zu regnet es inzwischen auch wieder und wir müssen uns unterstellen.

 

Später erreichen wir den mehrteiligen Damm über das Grevelingen-Meer. Hier bläst uns der Wind direkt von vorn entgegen. Die Fahrt ist eine Tortur. Zu allem Überfluss beginnt es dann auch noch zu regnen. Eine Möglichkeit zum Unterstellen gibt es nicht. Nur die Kite-Surfer mit ihren bunten Drachen scheint das Wetter nicht zu stören. Es wimmelt nur so von ihnen im Nordseewasser.

 

Nun brauchen wir schleunigst eine Übernachtung. Leider ist bei „Vrienden op de Fiets“ alles ausgebucht und es gibt in dieser Gegend ohnehin nur wenige Möglichkeiten. Durchnässt und frierend soll es ein festes Dach sein. Schließlich haben wir telefonischen Kontakt zu einer Frau in Goedereede, die ein B&B anbietet.

 

Nachdem die Übernachtung gesichert ist, suchen wir uns noch ein Abendessen. In Ouddorp finden wir ein Fischrestaurant. Zu spät bemerken wir, dass es sich wohl um das erste Haus am Platze handeln muss und sitzen wenig später im vornehmen Ambiente des Lokals. Hier wirken wir mit unseren nassen Radfahrerklamotten schon ein wenig deplatziert. Was soll's, es warm, trocken und der Fisch schmeckt lecker.

 

Anschließend radeln wir noch fix 12 Minuten, im Schein der Fahrradscheinwerfer, nach Goedereede. Die Unterkunft ist schnell gefunden. Unsere nette Vermieterin weist uns kurz ein, dann geht es unter die warme Dusche und dann endlich ins Bett.

 

Das war ein ziemlich anstrengender Tag. Wind und Regen haben uns ganz schön zu schaffen gemacht. Die bizarren Wälder, die reizvollen Dünenlandschaften und natürlich die kleine Bäckerei machten ihn aber trotzdem zu einem schönen Erlebnis.

 

Etappenlänge: 76,58 km

Gesamt: 746,43 km

Sonntag, 8. September 2019

Ruhetag in Goedereede

 

Als unsere Wirtin uns heute früh das Frühstück vorbereitet, fragen wir sie, ob wir nicht eventuell noch eine Nacht länger bleiben können. Wegen einer Absage ist das kein Problem, und so kann heute erst einmal die Wäsche erledigt werden, denn die Waschmaschine dürfen wir auch benutzen. Das Wetter verheißt einen schönen Tag und so sollten die Wäschestücke auch zügig trocken werden.

Wir machen uns auf, zu einer kleinen Wanderung durch den reizvollen Ort Goedereede, der uns schon gestern bei Dunkelheit ausgesprochen sehenswert vorkam. Später wandern wir zum Strand. Leider ist das Meer zu dieser Zeit nur aus der Ferne zu bestaunen (Ebbe). Aber zum Baden wäre die See heute sowieso zu rau. Zurück zum Ort geht es durch ausgedehnte Dünenlandschaften. Dann besuchen wir einen der drei Gastronomen am Markt. Hier gibt es Mittag und Uta lässt sich eine große Pfanne Muscheln kommen.

Später drehen wir noch eine nicht sehr erfolgreiche Geocaching-Runde durch den Ort. Die niederländischen Caches haben es aber auch in sich und sind trotz vollem Körpereinsatzes nicht so einfach zu finden.

Dem Wetterbericht zu Folge soll es in den nächsten Tagen wieder besser werden. Weniger Regen, weniger Wind und etwas höhere Temperaturen. Hoffen wir mal, dass das stimmt.

 

Wanderung: 11,1 km

Etappenlänge: 0 km

Gesamt: 746,43 km

PS: Aus Kanada gibt’s die ersten Lebenszeichen.

Anne und Mirko sind gut in Vancouver gelandet.